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Kolumnen

Schwamm drüber

Der Wunsch, Wasser zu sparen, kann einem die Laune verderben, findet Tom Nädler, dem
dabei nicht nur die Fische am Herzen liegen.

Um gravierende Missverständnisse gleich zu vermeiden: Ich liebe meine Frau und schätze sie über alle Maßen. Trotzdem liegen zwischen der Art der Sozialisierung, wie wir sie, bevor wir uns kennenlernten, über Jahre erfahren haben, manchmal Welten. Dass am Ende des Tages wieder alles passt, ist klar, aber davor kann ich es oft nicht vermeiden nur mit dem Kopf zu schütteln. Banales Beispiel: duschen. Ich bin ein Kind von passionierten Energiesparern. Seit ich denken kann, drehe ich daher das Wasser beim Einseifen und Haarewaschen ab. Der ganze Vorgang dauert überhaupt nur drei Minuten, vielleicht mal vier. Meine Frau hingegen ist Halbmarathonduscherin. Unter 21 Minuten Starkregen geht da nichts. Sie duscht so lange und so heiß, dass ich denke, sie könnte sich irgendwann auflösen und im Abfluss verschwinden. Das Thermometer im Bad steigt dann gern auf 28 Grad, die Luftfeuchtigkeit auf gefühlte 130 Prozent. Schlecht, wenn man wie wir, eine innenliegende Wellnessoase hat, kein Fenster öffnen kann und ich danach noch selbst ins Bad muss. Der Kreislaufkollaps ist da bei mir schon vorprogrammiert. Oder auch: Geschirr spülen. Ich habe gelernt, den Geschirrspüler von hinten nach vorn und natürlich so einzuräumen, dass die maximale Menge an Tassen, Tellern und Gläsern hineingeht. Nicht so meine Frau. Es ist beeindruckend, wie konsequent sie es schafft, jegliches Spülgut sofort hinter der Klappe einzusortieren. Und es bereitet mir geradezu Schmerzen, mit ansehen zu müssen, wie dann ein halbvolles Gerät mit höchster Temperatur über zwei Stunden läuft. Eco-Programm? Natürlich nicht. Weil ja so weder meine Weingläser noch die Eingeweide der stählernen Haushaltshilfe sauber werden. In einem Punkt sind wir uns jedoch immer einig: Der Umweltschutz liegt uns wirklich am Herzen. Meine Frau fährt so oft Fahrrad, wie es geht, und hofft, so ihr Öko-Karma ins Gleichgewicht zu bringen. Ich trenne so viel Müll, wie noch zu ertragen ist, fahre dafür sicher einmal zu viel mit dem Auto zum Bäcker. Irgendwas ist ja immer.

Unser Autor Tom Nädler schreibt an dieser Stelle regelmäßig über den alltäglichen Wahnsinn – zu Hause, im Job und unterwegs.

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