Genossenschaftliches Wohnen hat viele verschiedene Facetten. Abhängig von den Menschen, die zusammenleben, aber auch abhängig von den durch Länder, Städte und Kommunen geschaffenen Rahmenbedingungen.
Seit vielen Jahren leben mein Mann und ich in einer spar+bau-Wohnung. Im Laufe meiner Tätigkeit im Aufsichtsrat von spar+bau habe ich inzwischen viele verschiedene Formen genossenschaftlichen Wohnens kennengelernt. Allen genossenschaftlich strukturierten Wohnformen sind aber ganz bestimmte Werte und Eigenschaften eigen: Das sind insbesondere die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums für möglichst viele Bevölkerungsschichten, damit die Zunahme von Ghettobildung und die damit einhergehenden Probleme weitgehend vermieden werden. Diesbezüglich sind natürlich die Angebote in den bekannten Treffpunkten für die Pflege und Aufnahme von Kontakten im sozialen Umfeld ein weiterer wichtiger Baustein.
Respekt und Verständnis
Gleichzeitig sind nach meiner Erfahrung den meisten Mietern das Miteinander und der respektvolle Umgang untereinander sehr wichtig. Das bedeutet auf der einen Seite, ein Bewusstsein zu entwickeln, wie weit die Freiheit des einen geht und wo die Freiheit des anderen beginnt und dieses möglichst im konstruktiven Dialog zu klären. Etwas Verständnis für die jeweilige Lebenssituation des Einzelnen hilft manchmal auch.
Bemerkenswert ist häufig auch das Engagement für die Gemeinschaft und die Aufmerksamkeit gegenüber dem Nächsten. Aber auch die kleinen Dinge wie das freundliche Wort, der Gruß, auch das Annehmen von Paketen, manchmal im Winter trotz Winterdienst einfach mal Schnee fegen oder im Herbst rutschiges Laub beseitigen, gehören für mich einfach dazu.
Das Umfeld zählt
Ich hatte kürzlich die Möglichkeit, mir bei der Wohnungssuche meiner Tochter unterschiedliche Wohnungen, Wohngebiete und deren Umgebung anzuschauen. Eine Neubauwohnung ist immer schön, aber auch ältere Bestandswohnungen und eine intakt gewachsene Haus- und Wohngemeinschaft im Umfeld können genauso reizvoll sein. Diverse Analysen zeigen, dass Wohnungsgenossenschaften nicht alle Probleme im Wohnungsbau lösen können, sie haben aber eine stabilisierende Funktion innerhalb der Gesellschaft und sollten daher eine wesentlich größere Unterstützung, insbesondere von der öffentlichen Hand, erfahren.