Die 22-jährige Architektur-Absolventin Lara Frommert schrieb ihre herausragende Bachelorarbeit über den denkmalgeschützten Brüggemannhof in der Nordstadt. Im Interview berichtet sie über die Besonderheiten des geschichtsträchtigen Gebäude-Ensembles.
Wie kam die Idee, über den Brüggemannhof zu schreiben?
Im Rahmen des Seminars „Hannover vor Ort" konnten wir uns ein Thema aus interessanten Bauten aussuchen. Der Brüggemannhof reizte mich, weil es über ihn noch keine vollumfängliche Publikation gab.
Was ist das historisch Interessante?
spar+bau ließ den Hof mit seinen 22 Häusern von 1913 bis 1924 zu einer Zeit großer Wohnungsnot für Arbeiterfamilien erbauen. Das spiegeln selbstbewusst auch die Handwerker-Plastiken im Hof wider. Architekt Franz Hoffmann integrierte Toiletten in die Wohnungen statt auf halber Treppe, und eine Badenische in die Küche. Ein Drittel hatte sogar einen Balkon. Das war revolutionär, denn Arbeiter mussten sonst in Kleinstwohnungen hausen. Finanzieren ließ sich das nur durch den kollektiven Selbsthilfegedanken der Genossenschaft. Unabhängig von der Anzahl der gekauften Anteile hat jeder Genosse eine Stimme. So bestand auch eine Gleichberechtigung zwischen denen, die weniger, und denen die mehr Geld hatten.
Was ist das architektonisch Besondere?
Unüblich sind zum Beispiel die stark gestalteten Innenfassaden sowie die Geschlossenheit des Innenhofes, der bis heute als Erholungsraum mit integriertem Spielplatz dient. Die gängige Bauweise zu dieser Zeit war eine in U-Form angelegte Ausrichtung zur Straße. Franz Hoffmann vermied eine Monotonie der Gestaltung. Das macht sich an vielen Details bemerkbar.
Was recherchierten Sie für Ihre Abschlussarbeit?
Unter anderem erstellte ich in meiner Arbeit „Der Brüggemannhof in Hannover. Konzepte und Entwürfe für denkmalgerechte Sanierungmaßnahmen (Fassaden, Freiräume, Treppenhäuser, Musterwohnung)" einen Grundriss des gesamten Erd- sowie des ersten Obergeschosses und erfasste die heute vorhandenen Fragmente der Treppenhäuser. So lässt sich in Zukunft erkennen, welche Elemente ersetzt und welche erhalten bleiben sollen. Darüber hinaus beschrieb ich einen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Giebel und entwarf eine ursprüngliche Musterwohnung. Dabei halfen mir meine Gespräche mit spar+bau und einem Mieter, der hier bereits über 70 Jahre lebt.
Ihr gemeinsames Fazit?
Ohne die stetige Pflege und die Ausdauer von spar+bau würde der denkmalgeschützte Brüggemannhof nicht mehr das sein, was er heute ist. Sondern verbaut und allein dem Profit ausgesetzt.