Der Anlass konnte klassischer nicht sein: Kaum meldete sich Nachwuchs an, begannen Tanja und ich uns ein neues Zuhause zu suchen. Ich hasse es zwar umzuziehen, liebe es aber, neue Wohnungen einzurichten. Noch bevor der erste Spatenstich überhaupt geplant war, hatte ich schon erste Ideen für unsere neue Küche und klare Vorstellungen für so etwas wie ein Lichtkonzept.
Irgendwann war dann auch Theos erstes Kinderzimmer dran. Tanja wünschte sich Wände in Himmelblau, ich mir diese fluffige Deckenlampe mit Federschirm. Gemeinsam einigten wir uns auf vier Buchstabenkissen: T, H, E und O – für die Wand über dem Kinderbett. Der Rest war damals noch einfach: Wickelkommode, Kleiderschrank, Spielteppich, Nachtlicht. Fertig. Und voll schön.
Kompliziert wurde es, als der Junge sein Umfeld selbst bestimmen wollte. Und ständig Umbauarbeiten einforderte. Hellblaue Wände? Für Babys! Federleichter Lampenschirm? Voll uncool! Jetzt mussten es Star-Wars-Tapete, CD-Spieler und Leichtbauregal für alle diese überflüssigen Überraschungen aus den Schokoeiern sein. Dazu Fensterkleber von allerlei Urzeitgetier und die Wand unterm Fenster zum Innenhof wurde zum Skizzenblatt. Mein über die Jahre an gutes Design und aufgeräumte Flächen gewöhntes Auge schmerzte fürchterlich.
Aber es ist ja sein Zimmer. Da kann er natürlich machen, was er will und sich so einrichten, dass er sich wohlfühlt. Was ich für mich in „meinen Zimmern" natürlich auch beanspruche. Meine Bildbände als Hindernisparcours für die Hot-Wheels-Bahn? Kann Theo vergessen. Unser Sofa als Trainingsfläche für das kommende Wochenende im Trampolinpark? Keine Chance. Eine Sache habe ich jedoch schon immer akzeptiert: Die Tischplatte auf unserem Esstisch ist an der Stelle, an der Theo seit nunmehr sechs Jahren sitzt, zerstochen wie ein Termitenfeld. Von Gabeln, die früher nicht immer ihren Weg auf den Teller fanden. Ich sehe das als so eine Art Patina. Vielleicht lass ich die Oberfläche ja irgendwann mal abziehen.