Nach der Klimakrise, der Corona-Pandemie, Lieferengpässen, verstärktem Wirtschaftsimperialismus, digitaler Desinformation, stark steigenden Zinsen, Inflation mit Gefahr zur Stagflation, Erstarken von Autokratien und nationalistischen Entwicklungen auch im Westen hat uns jetzt ein Krieg in Europa, dicht an unseren Grenzen, ziemlich kalt erwischt. Wir wollten es einfach nicht glauben. Und jetzt kommt alles auf einmal.
Ob es eine Zeitenwende wird und wenn ja, welche? Die Geschichte um 120 Jahre zurückdrehen, wie Putin es sich in seinem nationalistischen Wahn erträumt? Oder ein Durchbruch für eine gestärkte und geeinigte westliche demokratische Allianz, die der Ukraine unter bittersten Verlusten geholfen hat, den russischen Aggressor zurückzuschlagen? Oder der ganz große Scherbenhaufen nach dem Super-GAU? Und was bedeutet das für uns und unser Leben?
Das werden wir frühestens nach dem Ukraine-Krieg wissen, von dem nicht vorauszusehen ist, wie er ausgeht, was er alles anrichten wird und was in den Jahren danach folgt. Die leidgeprüfte Spezies Homo sapiens sapiens wird es überleben. Vielleicht kriegen unsere Nachkommen dann, wenn alles gut geht, hoffentlich das dritte „sapiens" angehängt
Mit voller Kraft den Klimawandel vollziehen
In jedem Fall werden wir uns größten Herausforderungen stellen müssen. Es wird großer Kraftanstrengungen bedürfen und uns allen drastische Einschnitte abverlangen, wenn wir die Chancen, die uns die bevorstehende Transformation der Wirtschaft und unserer Lebensweise abverlangt, aber auch bietet, nutzen wollen. Dieser Teil der Zeitenwende ist eingeleitet. Bezogen auf die Klimakrise und den Ersatz russischen Gases und Öls spät, aber nicht zu spät, wenn wir den Wandel mit voller Kraft vollziehen und die Einschnitte hinnehmen. Diese Umstellung auf CO₂-freie Energie und Produktion, die in der Tat überfällig ist, kostet viel Geld, insbesondere aus dem Staatshaushalt.
Was bedeutet das für uns bei spar+bau?
Auch das werden wir erst sagen können, wenn der Krieg vorbei ist und die weltpolitische Lage etwas überschaubarer geworden ist. Aber eines können wir mit Gewissheit sagen: Es wird vieles teurer. Auf den Spar- und Bauverein kommen erhebliche Mehrbelastungen zu, auf das Unternehmen und auf die Mieter. Die Preissteigerungen für Energie, für Handwerkerleistungen aufgrund von Fachkräftemangel und Lieferkettenproblemen, Materialkosten etc. müssen vom Unternehmen aufgefangen werden. Das frisst Reserven auf und schmälert den Spielraum für Investitionen in Instandhaltung und Modernisierung erheblich, in den Neubau sowieso. Alles muss auf den Prüfstand.
Mieten im Griff – Nebenkosten steigen
Für die Mieter werden sicher die Nebenkosten steigen, auch und gerade, wenn die Mieten einigermaßen im Griff gehalten werden können. Die Nebenkosten liegen allerdings überwiegend nicht in der Einflusssphäre von spar+bau. Bezüglich der Energiekosten hängen wir von den Energieversorgern ab. Aktuell hat z.B. enercity in Hannover das Ziel, sein Fernwärme-Monopol durch einen Anschluss- und Benutzungszwang abzusichern. Wie das gehen soll, weiß heute noch keiner. Billiger wird es dadurch sicher nicht, eher teurer. Zu dem Thema, gerade auch zu ökologischen Gesichtspunkten, wäre noch viel Bedenkenswertes und Kritisches zu sagen.
Die Umrüstung von über 4.000 erdgasbetriebenen Heizungssystemen (mit hohem CO2 -Ausstoß) auf CO2 -neutrale Systeme wird den Spar- und Bauverein einen großen zweistelligen Millionenbetragkosten. Egal, ob wir die Umrüstung, auf welche Technologie auch immer, selbst machen (zahlt der Spar- und Bauverein) oder auf Fernwärme (zahlt der Mieter) umsteigen. Hinzu kommen die steigenden Energiekosten, die bei den Erzeugern und Durchleitern entstehen und die bereits beschlossene CO₂-Abgabe. Die Details für die Umsetzung der CO₂-Abgabe liegen zurzeit noch nicht vor. Nur, dass vorgesehen ist, eine Aufteilung zwischen Vermieter und Mieter nach dem Wärmedämmstandard des Hauses vorzunehmen
Genossenschaften – die bessere Wahl
Das ist theoretisch richtig und wäre eine gerechte Lösung, wenn die Welt so wäre, wie die Theoretiker in Berlin meinen. Nämlich, dass neue Wohnungen mit hohem Dämmstandard zwar teurer seien, aber dafür geringere Nebenkosten hätten. Und ältere Wohnungen mit niedrigerem Dämmstandard zwar höhere Nebenkosten, dafür aber eine niedrigere Miete hätten. Das ist auf dem freien Markt leider nur sehr eingeschränkt der Fall. Da lohnt es sich eben doch, wenn man eine Wohnung bei einer guten Wohnungsgenossenschaft hat, bei der die Mitglieder, mittelbar über die von ihnen gewählten Vertreter, mitbestimmen können. Wer die Wahl hat, hat die Wahl.