Die Energieversorgung durch emissionsfreie Wärmepumpen in der Parseval- und Eulerstraße in Vahrenwald. Ein Interview mit Vorstand Rainer Detjen.
Herr Detjen, wann und warum wurde die Installation von Wärmepumpen in den Vahrenwalder Bestandsgebäuden entschieden? Die Gasetagenheizungen funktionierten doch noch?
Vor dem Hintergrund, dass spar+bau bis 2045 klimaneutral werden will, fiel die Entscheidung im Herbst 2022 als Alternative zur Fernwärme. Beide Gebäude liegen in einem Satzungsgebiet, in dem wir seit dem 1.1.2023 theoretisch verpflichtet wären, an die Fernwärme anzuschließen. Laut Satzung dürfen wir aber eine Alternative wählen, die in puncto CO2-Belastung gleich schlecht oder besser ist. Das ist aktuell nur die emissionsfreie Wärmepumpe. Mit der Wärmepumpe und einer Photovoltaik-Anlage sind wir für die nächsten Jahrzehnte unabhängiger von Energieversorgern.
Womit müssen die Mieter während der Umbauzeit rechnen?
Sie werden schriftlich von uns informiert, wann wir planen, die Umstellung durchzuführen. Sie können in ihrer Wohnung bleiben, müssen aber etwa eine Woche lang mit Einschränkungen, auch Staub, Dreck und Lärm, rechnen. Das lässt sich leider nicht vermeiden. Die Maßnahmen werden aber immer von Mitte/Ende Mai bis in den September hinein durchgeführt, also außerhalb der Heizperiode.
Was für Veränderungen ergeben sich durch die Wärmepumpe?
Die Gasheizung hat einen Vorlauf von 70–80 Grad. Sie kennen das, wenn Ihr Heizkörper oben innerhalb kürzester Zeit richtig heiß wird. Bei der Wärmepumpe liegt der Vorlauf bei 40–45 Grad. Das erweckt den Eindruck, als sei der Heizkörper kaputt, weil er nicht mehr so schnell hochfährt. Er erwärmt den Raum aber trotzdem. Zudem haben wir in den beiden Gebäuden die Fassaden neu gedämmt und die Fenster ausgetauscht. Dadurch gibt es kaum noch Verluste durch die Außenwand.
Woher kommt der Strom, um die Wärmepumpe zu betreiben?
Der Strom dafür kommt zum Teil aus der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sowie aus dem öffentlichen Netz. Dieser gelieferte Strom wird ebenfalls regenerativ erzeugt.
Wie funktionieren die Wärmepumpen in Vahrenwald?
Die Luft-Wasser-Wärmepumpe nutzt die Umgebungsluft als Wärmequelle. Dabei saugt ein eingebauter Ventilator die Luft an und leitet sie weiter an einen Verdampfer, in dem ein Kältemittel zirkuliert. Das Kältemittel erwärmt sich und wird zu Dampf, der zu einem elektrisch angetriebenen Verdichter strömt. Dieser lässt die Temperatur ansteigen, bis der Kältemitteldampf zu einem Verflüssiger geleitet wird. Hier überträgt er seine Wärme auf das Heizsystem und kondensiert. Die gewonnene Wärme lässt sich zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung nutzen.
Was für Herausforderungen gibt es dabei im Bestand?
Die Herausforderung ist, dass sich eine Wärmepumpe nicht überall einbauen lässt. Wenn die Grundstücke zu klein sind, ist es schwer, dafür einen geeigneten Standort zu finden. Müssen viele Wohnungen versorgt werden, müssen mehrere Wärmepumpen installiert werden. Es ist natürlich auch immer die Schallbelastung zu überprüfen. Zudem ist die Frage, ob das Gebäude energetisch dafür ausgelegt ist oder ob energetische Maßnahmen, wie eine zusätzliche Wärmedämmung, notwendig sind. Generelle Herausforderungen reichen von aktuell noch fehlenden Förderungen über lange Genehmigungsverfahren bis hin zu Wartezeiten für die Lieferung einer Wärmepumpe von bis zu einem Jahr.
Welche weiteren Projekte für den Einbau von Wärmepumpen sind als nächstes in Planung?
Alle Neubauten von spar+bau sollen in Zukunft mit Wärmepumpen ausgestattet werden. Im Bestand planen wir für das kommende Jahr den Beginn der Umrüstung von zwei Quartieren: In der Rehre/Rudolfstraße in Wettbergen wollen wir 104 Wohneinheiten in den Jahren 2024/25 auf Wärmepumpe umstellen und drei Gebäude in der Springer Straße in Oberricklingen. Von unseren 8.000 spar+bau- Wohnungen sind noch über 5.000 mit Gasetagenheizungen ausgestattet. Die müssen bis 2045 auf fossilfreie Beheizung umgestellt sein.