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spar+bau-News

Schlafen wir etwa ein?

Ein Kommentar von Walter Richter, Vorsitzender des Aufsichtsrats von spar+bau.

Bei spar+bau herrscht Harmonie. Auf der Vertreterversammlung gab es kaum kritische Fragen. Ich frage mich: Schlafen wir ein?

Bei unserer Vertreterversammlung am 6. Mai haben wir eine Satzungsänderung und den Jahresabschluss beschlossen, eine Wahlkommission für die Vertreterwahl eingerichtet sowie Vorstand und Aufsichtsrat entlastet. Alles einstimmig! An so viel Harmonie kann ich mich in den 26 Jahren meiner Aufsichtsratstätigkeit bei spar+bau nicht erinnern. Es war ja alles toll, schönes Ambiente, entspannte Stimmung, hervorragende wirtschaftliche Lage, stabile Dividende, niedrige Mieten, leckeres Essen – was will man mehr? Alles easy – keine kritischen Fragen, kein besonderes Engagement. Und doch breitet sich zumindest bei mir ein leichtes Unbehagen aus.

Für Demokratie kämpfen

Und in der großen Politik das Kontrastprogramm: Krisen, Herausforderungen von allen Seiten, Handlungsbedarf auf allen Ebenen. Die Komplexität und die Schnelligkeit, mit der sich unsere Lebensumstände ändern, sind enorm gestiegen. Da fühlt sich mancher überfordert. Die einen denken: „Es geht mir doch gut und es wird schon so weitergehen". Die anderen wollen einfache Antworten, zum Beispiel auf die Frage, wer oder was ist schuld, wenn es mir nicht so gut geht, wie ich glaube einen Anspruch darauf zu haben. Und die werden ihnen von den politischen Rattenfängern von gestern (nur unter neuem Namen) geboten. Wo bleibt ein breites Engagement gegen Lügen, falsche Versprechungen und Diskriminierung? Zu wenige stehen auf und kämpfen für Freiheit und Demokratie – unser höchstes Gut!

Ich hoffe, dass möglichst viele aufstehen und für Europa kämpfen. Für ein Europa, das uns in den vergangenen Jahrzehnten Stabilität, Frieden, sozialen Ausgleich und Wohlstand gebracht hat! Wie weit wird es den Populisten mit ihren machthungrigen Egomanen an der Spitze gelingen, verunsicherte Bürger zu täuschen und für sich zu gewinnen?

Zu viel reglementiert

Sicher, Bürokratie und noch mehr europäische Vorschriften nerven manchmal. Aktuelles Feindbild ist die europäische Datenschutzgrundverordnung. Aber in nicht zu ferner Zukunft werden wir froh sein, dass wir sie haben, weil sie uns vor kommerzieller Ausbeutung, krimineller Verwendung und staatlichen Übergriffen schützt. Digitalisierung hat zwei Gesichter: die zuckersüße Vorderseite wird nicht zum Selbstzweck gereicht! Also aufpassen und engagieren.

Übrigens, für Überbürokratisierung brauchen wir die EU gar nicht, das können wir Deutschen allein viel besser! Auch das ist eine Bedrohung für unseren Wohlstand. Die Reglementierungswut ist nicht nur eine Einschränkung von Freiheit und Entwicklung, sondern auch eine Garotte um den Hals, die enorme Ressourcen verschlingt, die der wirtschaftlichen  Entwicklung fehlen. Lückenlose Dokumentation von allem und jedem – es könnte ja in irgendeinem Rechtsstreit den Richtern die Urteilsfindung unter rein formalrechtlichen Gesichtspunkten erleichtern, nur mit Gerechtigkeit hat das dann nichts mehr zu tun! Auch hier aufstehen – nicht einschlafen.

Auch die Wohnungspolitik bietet eine super Plattform für Populisten (übrigens aller Parteien). Jeder, der sich mit dem Thema etwas intensiver auseinandergesetzt hat, weiß, dass Mietpreisbremse und Enteignungsdrohungen genau das Gegenteil bewirken von dem, was wir alle wollen – bezahlbaren Wohnraum. Lösung: weniger Vorschriften, weniger Bürokratie, mehr Wohnungsbau, mehr Genossenschaften. Wichtig ist mehr bürgerschaftliches Engagement, so wie es unsere Vorfahren vor 135 Jahren mit der Gründung unserer Genossenschaft praktiziert haben.

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