Als Architekt im Aufsichtsrat nutze ich hier die Gelegenheit, unsere Bemühungen um Wirtschaftlichkeit und Qualität bei spar+bau exemplarisch am Beispiel zu skizzieren … jenseits der energetischen Betrachtung im anderen Artikel. Los geht’s also!
Jedem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber inne, sondern auch die größte Herausforderung, einen soliden Grundstein für Wirtschaftlichkeit und Qualität zu legen. Hier lohnt es sich immer, genau hinzuschauen … sogar schon bei der Programmfindung.
Neben der beabsichtigten Wohnbebauung auf dem frei werdenden Tankstellengrundstück sahen wir nämlich – aufgrund teilweise großer Abstände der Bestandshäuser und eines vielleicht ersetzbaren Garagenhofes – die Chance zu einer Nachverdichtung. Auf diese Weise hätte sich Wohnraum besonders wirtschaftlich schaffen lassen, ohne Grundstücks- und Erschließungskosten. Dem stand allerdings die Vermeidung von Beeinträchtigungen bei Bestandswohnungen gegenüber … so galt es hier, gewissenhaft abzuwägen.
Wir sprachen uns deshalb auch für eine „Mehrfachbeauftragung zur Konzeptfindung“ an vier erfahrene Architekturbüros aus. Die Kosten hierfür liegen bei etwa 1 bis 2 Promill der Gesamtprojektkosten. Der Nutzen ist unvergleichlich viel größer.
So erhielten wir teils sehr unterschiedliche Konzepte, die es fachkundig zu beurteilen galt, und die Qual der Wahl auf dem Weg zur besten Lösung dazu. Wir haben intensiv geprüft und verglichen, hatten bald zwei Favoriten, die dann die von uns ausgemachten Schwachstellen in ihren Entwürfen nochmals unter Konkurrenzbedingungen zu überarbeiten hatten. Schließlich wurde sogar eine ausführliche Kostenvergleichsberechnung beauftragt … von neutraler Instanz, um echte Vergleichbarkeit zu erzielen. Erst danach – Monate später – erfolgte die Entscheidung für den Sieger: die „gruppeomp“ aus Hannover.
Und nach dieser Entscheidung? Jedenfalls kein Ende der von uns geforderten konzeptionellen Überarbeitungen. Neben den vielen Optimierungen der Wohnungsgrundrisse und erfolgreicher Prüfung auf Entfall eines kostspieligen Kellers prüften wir noch die Anregung aus dem Wettbewerb, ursprünglich vorgesehene Abstände zu den Neubauten auf dem Tankstellengrundstück kurzerhand baulich aufzufüllen. Dadurch wurde es möglich, ohne Wohnflächenverlust auf ein im Zuge der Nachverdichtung vorgeschlagenes Gebäude ganz zu verzichten, da die Abstände zu den bestehenden Gebäuden recht gering gewesen wären. So konnten wir die Wohnqualität im Bestand sichern und gleichzeitig größere Wirtschaftlichkeit durch bessere Auslastung der geplanten Treppenhäuser und Aufzüge bei den Neubauten erreichen. Was will man mehr?
Ein architektonisch-gestalterischer Aspekt lag mir bei der Wettbewerbsentscheidung übrigens besonders am Herzen: Der Siegerentwurf geht im Gegensatz zum Zweitplatzierten architektonisch stark auf die vorhandenen Bauten ein, variiert die Architektur und setzt damit auch neue Akzente. In diesem Miteinander von Alt und Neu sehe ich die große Chance zu einer ganzheitlichen Gestalts- und Milieuverbesserung, da auch alle Bestandsgebäude im Zuge der energetischen Sanierung ein neues „Äußeres“ erhalten. Mit einer durchgängigen Gestaltidee kann eben viel Gutes entstehen, ohne mehr zu kosten.
So hoffe ich jetzt, einmal exemplarisch verdeutlicht zu haben, wie wir trotz aller Schwierigkeiten im Bauwesen versuchen, die hochgesteckten Ziele nach gutem Wohnraum zu noch bezahlbaren Preisen bei spar+bau zu realisieren.
Mein letzter Beitrag in dieser Rubrik vor drei Jahren endete mit den Worten: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Dem ist heute allgemein und in Bezug auf dieses Projekt nichts hinzuzufügen.
Herzlichst, Ihr Ulrich Zech