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Kolumnen

Allein?

Es macht einen großen Unterschied,
ob man allein sein muss oder allein sein möchte, denkt sich Tom Nädler.
Ein paar persönliche Gedanken zum
„Klang der Stille“.
Tom Nädler schreibt an dieser Stelle regelmäßig über den täglichen...

Wer über 40 ist, erinnert sich vermutlich noch an den Song „The Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel. Der ist sogar noch etwas älter als ich und erzählt mit hoher lyrischer Qualität von Stille, der Dunkelheit und vom Alleinsein. Ich konnte das immer gut nachvollziehen, denn ich mag es, wenn mal nichts passiert, es einfach um mich herum still ist und ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Für ein Wochenende, ein paar Tage ist das okay. Besonders, seit ich mit Tanja und Theo zwei Mitbewohner habe, die mich immer auf Trab halten.

Das war auch mal anders. Als ich noch allein wohnte und hin und wieder Single war, war die Kellnerin im Frühstücksladen oft die Einzige, die mit mir am Wochenende sprach. Das war ganz schön gruselig. Deshalb lief bei mir zu Hause ständig Musik, um den „Klang der Stille“ etwas zu durchbrechen. Meistens Jazz. Den ich heute nur hören kann, wenn ich allein bin, da die Familie auf andere Sounds steht …

Ich kann mir daher sehr gut vorstellen, wie es jemandem geht, der nicht nur ein paar Tage, wenige Monate, sondern über Jahre allein ist. Eine gute Freundin von mir ist seit Jahren unfreiwillig ohne Partner. Und das macht etwas mit ihr. Sie sieht blendend aus und ist beruflich erfolgreich. Trotzdem tut sie sich schwer, den „Richtigen“ zu finden. Und das, obwohl sie unterwegs ständig neue Leute kennenlernt. Was machen dann bloß die, die nicht mehr so viel auf Achse sein können, die schon älter und weniger mobil sind? Ihnen ist ein tolles Angebot in der Nachbarschaft und eine enge Hausgemeinschaft zu wünschen.

Theo hat das große Glück, dass alle seine Omas und Opas noch leben. Und er besucht sie oft. Sie sind in einem Alter, in dem das auch noch gut geht. Aber seien wir ehrlich: Es kommt der Tag, da wird der eine oder andere von ihnen auch allein sein. So ist nun mal das Leben. Ich finde die Vorstellung fürchterlich und hoffe, dass wir dann denjenigen auffangen können. So gut das eben geht. Und damit die Stille bei ihnen nicht mehr als nötig einzieht.

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